Digital Detox – ich bin dann mal offline

Morgens klingelt der Wecker – ich greife zu meinem Handy und schalte ihn ab. Während ich mein Frühstück mache, spiele ich Musik über einen Streamingdienst ab – natürlich über mein Smartphone. Während ich im Büro vor dem Computer sitze, poppen im Laufe des Tages unzählige Nachrichten auf meinem Display auf.

Gehe ich einkaufen und stehe in der Warteschlange, ziehe ich mein Smartphone aus der Tasche, um mir über die Sozialen Netzwerke die Zeit zu vertreiben. Wie eine unendliche Spirale ziehen mich Bilder und Videos weiter in den Sog und ehe ich mich versehe, sind auf einmal 15 Minuten vergangen. Oft nehme ich sogar mein Handy einfach nur so in die Hand, bloß um zu schauen. Es ist wie ein Reflex.

Bis am Ende des Tages habe ich den Überblick verloren, wie oft ich eigentlich in der digitalen Welt war. Ich weiß nur: es war zu viel. Die Konsequenz: ich fühle mich gestresst, nervös, irgendwie ausgelaugt und: was ist eigentlich in diesen Minuten digital an mir vorbeigerauscht?

Das Gefühl, immer sofort erreichbar sein zu müssen (oder ist es mehr wollen?) ist ein unglaublicher Druck, den ich mir selbst mache. Es zwingt mich schließlich niemand, aber wir als Gesellschaft erwarten es von anderen und auch von uns selbst. Das Handy einmal zu Hause zu vergessen? Eine absolute Katastrophe, als ob unser Leben davon abhängt. Ohne dieses kleine Gerät sind wir verloren.

Richtig bewusst wurde mir mein digitaler Konsum dank eines Updates auf meinem iPhone (danke Technologie), der App „Wochenbericht“. Hier hat mein einen Einblick in seine ganz persönliche Statistik, die einem zeigt, wie viel Zeit man für welche Apps „verschwendet“. Seit es diese Berichte gibt, gehe ich täglich um einiges bewusster mit meinem Smartphone um, denn ich will schließlich jede Woche besser abschneiden. Glücklicherweise ist der größte Teil meiner Handy-Zeit dem Hören von Audiobüchern und Podcasts gewidmet und weniger den Chats und Sozialen Netzwerken.

Phasen des digitalen Entzugs

Trotzdem bin finde ich Phasen des sogenannten digitalen Entzugs oder auch „Digital Detox“ genannt, sehr gut. Einfach mal aus dem Haus gehen und bewusst das Handy zu Hause lassen, so wie wir es als Kinder getan haben, Momente leben und erleben, Aussichten bestaunen und genießen, ohne sie durch die Linse zu sehen und gleich zu posten. Oder einfach nur in einem Lokal sitzen und mit dem Gegenüber sprechen, ohne apathisch Facebook mitzuteilen, dass man gerade in Restaurant X mit Freundin Y sitzt und „sich fantastisch“ fühlt, natürlich mit ganz vielen Hashtags.

Sehr positiv finde ich Orte, die sich bewusst dazu entscheiden, ihre Räumlichkeiten so auszustatten, dass man darin keinen Empfang hat. Diese helfen sehr dabei, dass man weniger oft zu seinem digitalen Suchtmittel greift, schließlich ist man sowie nicht erreichbar.

Während meines Urlaubs in der Toskana zum Beispiel, war die Verbindung in den Schlafzimmern so gut wie gar nicht vorhanden, absichtlich. Schließlich soll man im Urlaub zur Ruhe kommen und sich entspannen können. Der einzige Ort, an dem die Internetverbindung gut funktionierte, war in der Lobby, allerdings nur bis 22:00 Uhr, dann war Schluss.

Obwohl der erste Tag etwas gewöhnungsbedürftig war, fand ich sehr schnell Gefallen daran und spürte von Tag zu Tag mehr innere Ruhe. Nicht erreichbar zu können, war wie ein Luxus, den ich mir gegönnt habe.
Das Beste an allem: die Welt hat sich trotzdem weitergedreht.
Mittlerweile habe ich feste Routinen entwickelt, die mir dabei helfen, meinen Konsum stark einzuschränken.

Meine tägliche Routine

  • Nachts schalte ich den Flugmodus ein
  • Nach dem Aufstehen benutze ich mein Handy in der ersten Stunde des Tages überhaupt nicht. Das Gehirn brauch nämlich die Zeit, um von der Nachtruhe in seinen Aktivmodus zu schalten und ist extrem sensibel. Digitaler Konsum, wie Soziale Netzwerke sind in dieser Phase Gift für das Gehirn.
  • Während der Arbeit ist mein Telefon nur für Anrufe da
  • Am Abend gönne ich mir ein paar Minuten Facebook & Co
  • E-Mails und Nachrichten beantworte ich nicht sofort, sondern nach ein paar Minuten oder Stunden
  • Ich schaue mir meine Wochenberichte zum Handykonsum an und versuche, die „verschwendete Zeit“ immer mehr zu reduzieren.
  • Spaziergänge in der freien Natur ohne Smartphone. Das bleibt einfach zu Hause

Natürlich greife ich aber zu meinem Smartphone, um weiterhin Podcasts oder Bücher zu hören, denn das ist unter anderem meine Art, um mich weiterzubilden.

Wie sieht es bei euch aus, könnt ihr ohne Handy überleben? Teilt diesen Artikel und kommentiert ihn. Ich freue mich über eure Meinung.