Ihr erster Tag ist auch gleichzeitig ihr letzter. Auf einem Fließband bewegen sich Millionen von Küken in eine gewisse Zukunft. Unter den unzähligen gelben Lebewesen greifen immer wieder Hände und agieren wie Roboter. Kükenschreddern lautet der allgemein bekannte Begrifft. Weibchen dürfen leben, Männchen müssen sterben – millionenfach. Was theoretisch bei jedem Menschen gegen jegliche Ethik verstoßen sollte, bleibt in Deutschland weiterhin gesetzlich erlaubt. Die paradoxe Erklärung: Die Tötung der männlichen Küken verstößt nicht gegen das Tierschutzgesetz.
Männliche Küken sind nicht rentabel, sie sind sozusagen unbrauchbar, denn sie können keine Eier legen und haben weniger Fleisch als Hennen. Da sie unrentabel für das Geschäft sind müssen sie sterben. Im Jahr 2015 waren es allein in Deutschland geschätzt 50 Millionen männliche Küken, die offiziellen Zahlen können weitaus höher sein.
Mit Tierschutzgesetz vereinbar
Wie kann es aber sein, dass sie millionenfache Tötung von männlichen Küken mit dem Tierschutz vereinbar ist? Laut Tierschutzgesetz ist das ungestrafte Töten von Tieren nur dann erlaubt, wenn es dafür einen “vernünftigen Grund” gibt. Und so wie es das System will, ist die Profitgier ein absolut vernünftiger Grund, dass das gezielte Töten von unschuldigen Lebewesen ungehindert weitergehen darf. Obwohl das sogenannte “Kükenschreddern” in Deutschland nicht mehr erlaubt ist (wer weiß wie viele sich daran halten), ist die neuere Methode der Kükentötung nicht weniger brutal. Die männlichen Küken werden vergast. Früher wurden sie dafür massenweise in eine mit Kohlendioxid gefüllte Tonne geworfen. Wenn sie sich dabei schon nicht gegenseitig erdrückt hatten, starben sie nach wenigen Minuten. Heute funktioniert das Vergasen der Küken mittlerweile anders. Auf einem langen Förderband werden die männlichen Küken durch eine Anlage transportiert und geraten immer weiter in das Innere der Anlage. Je tiefer sie eindringen, desto dichter wird das Gemisch aus Kohlendioxid. Sobald sie unten nach etwa zehn Sekunden ankommen, sind die “unbrauchbaren Lebewesen” bereits erstickt.
Ein kleiner Trost bleibt in dieser traurigen Geschichte: Während die Kadaver in der Vergangenheit einfach nur weggeschmissen wurden, werden viele getötete Küken heute an Zoos verkauft, wo sie an Schlangen oder Raubvögel verfütter werden. Auch private Leute können die Küken für ihre Haustiere als “Knabberspaß” verwenden.
Können wir etwas ändern?
Diesem Problem entgegenzuwirken ist schwierig, aber nicht unmöglich. Wie auch schon bei vielen anderen Produkten sind es am Ende die Verbraucher, die über den Kauf entscheiden. Obwohl die meisten Menschen gegen Eier aus Massenproduktion sind, greifen immerhin noch 80% der Kunden zu den billigen Eiern aus der Käfighaltung. Es ist eben immer der Preis, der die fundamentale Rolle spielt. Solange der Mensch nicht bei seinem eigenen Handeln anfängt, wird sich auch in vielen Jahren weiterhin nichts ändern. Immerhin haben wir Menschen es soweit gebracht, dass wir jetzt vor diesem Problem stehen.