Für Ozeane mit Fischen anstatt Plastik
Er ist 24, Studiumabbrecher und Start-Up-Gründer. Der Niedeländer Bojan Slat verfolgt ein ambitioniertes Ziel: er will die Ozeane vom Plastikmüll befreien. Während Experten noch weiterhin überlegen und philosophieren, wie und wann man das Problem beseitigen könnte, befindet sich Slat seit einigen Wochen in der Bay Area von San Francisco und testet sein Projekt „The Ocean Clean Up“ und macht sich schon bald auf den Weg zu den größten Plastikinseln im Pazifik.
Während eines Urlaubs in Griechenland wurde der damalige Teenager mit den Folgen des westlichen Konsums konfrontiert. Anstatt der erwarteten Unterwasserwelt und Fische sah Slat nichts als Plastik, Dosen und sonstigen Müll. Diese Bilder ließen dem damals 17-jährigen nicht mehr los und so begann er, mehr über das Thema zu recherchieren.
Über seinen Youtube Kanal machte er über die Problematik aufmerksam und warb auf allen sozialen Medien mit seiner Idee, die Ozeane vom Plastik zu befreien. Dank der viralen Verbreitung seiner Videos, gelang es dem Technikbegeisterten, über Crowdfunding-Projekte Geld zu sammeln, um in die Forschung und Erstellung von Prototypen zu investieren.
Von Experten wurde der junge Ingenieur anfangs nur belächelt: viel zu groß sei das Vorhaben, viel zu unrealistisch und schlichtweg unmöglich, den Ozean von Plastik zu befreien. Das einzige, was man machen könnte ist, die Situation nicht noch schlimmer zu machen und dafür zu sorgen, dass weniger Plastik in die Ozeane gelangt.
„Wenn das wirklich der Fall wäre, dann sind wir alle verloren“, so Bojan Slat, krämpelte die Ärmel hoch und begann, an seinem Projekt zu arbeiten.
Wie funktioniert das Ocean Clean Up System?
Ein 600 Meter langer Müllfangarm bestehend aus zusammengeschweißten Kunststoffröhren schwimmt an der Wasseroberfläche. An ihm hängen Fangnetze bis zu drei Meter tief im Wasser, die das Plastik auffangen, welches schließlich aus dem Meer gezogen und an Land recycelt wird. Strömung und Wind formen den Fangarm je nach Stärke zu einem U. Verfangen sich darin nicht Fische und andere Lebewesen? Laut Wissenschaftler und Ingenieure nicht, denn diese können mit der Strömung unter den Fangnetzen durchschwimmen.
Nach den ersten Tests steht fest: das System funktioniert und kann nun bei seiner ersten richtigen Mission, dem „Great Pacific Garbage Patch“ eingesetzt werden. Dieser ist nur einer von insgesamt fünf Plastik-Strudeln, die sich in unseren Weltmeeren befinden und immer größer werden. Die erste große Insel, bei der Fangarm von „The Ocean Clean Up“ eigesetzt wird, ist aktuell 1,6 Millionen Quadratkilometer groß (lest diese Zahl bitte noch einmal ganz langsam). Um diese Größe etwas Bildlich zu veranschaulichen: Die Fläche von Deutschland ist ungefähr ein Viertel davon.
Zuerst belächelt, jetzt gefeiert
Nach der anfänglichen Skepsis für das Projekt, sind immer mehr Menschen der Meinung, dass dieses Projekt auch in der Zukunft große Erfolge gegen die Vermüllung der Meere feiern wird. Immer mehr Investoren, vor allem aus dem Silicon Valley wollen sich an dem Projekt beteiligen und stellen ihre besten Köpfe und vor allem finanzielle Mittel zur Verfügung, damit das System ständig verbessert werden kann.
Mit dem herannahenden Winter steht The Ocean Clean Up vor der ersten großen Herausforderung, denn noch kann man die Wirkung von Wind und Wetter auf das System nicht vollkommen einschätzen.
Mit den Einnahmen des ersten Projekts „System 001“ soll gleich das nächste System finanziert werden, und aus dessen Einnahmen viele weitere. Bis 2020 sollen insgesamt 60 Systeme in den Ozeanen aktiv sein und bis zum Jahr 2040 wollen Bojan Slat und seine Unterstützer die Größe der Müllteppiche um bis zu 90 Prozent reduzieren. Denn als beendet sieht der junge Unternehmer seine Mission erst, wenn die Ozeane vom Plastikmüll befreit sind.
Ihr wollt die Verwendung von Plastik in eurem Alltag reduzieren? Hier erfahrt ihr ein paar Tipps, die sich ganz einfach in den Alltag integrieren lassen.