In der vergangenen Woche schaute ich die Sendung Stern TV mit Stefan Hallaschka. In einem Bericht ging es um die Bilder auf den Etiketten der Fleischverpackungen. Vorausgegangen war eine Sendung, in der auf die miserablen Zustände bei der Massentierhaltung aufmerksam gemacht wurde. Anschließend gaben die Teilnehmer eine Umfrage an, auch gerne mehr Geld für Fleisch auszugeben, wenn es aus einer garantiert artgerechten Haltung stammt. Dieses Experiment wollte das Team von Stern TV anschließend machen. An verschiedenen Plätzen Berlins wurden Stände platziert, bei denen man zwei Sorten Putenfleisch kaufen konnte. Eine Packung zu 400 Gramm kostete fast 10 Euro, die andere Packung mit dem gleichen Gewicht kostete gerade mal fast zwei Euro. Neben dem Preis gab es einen ganz eindeutigen Unterschied: auf der teuren Verpackung waren gesunde und wohlgenährte Tiere im Freien abgebildet, auf der Verpackung mit dem billigen Fleisch hingegen waren kranke, gequälte Tiere aus Ställen der Massenhaltung abgebildet.
Das Ergebnis war so verblüfend wie auch erschreckend: ein Großteil der Menschen ließ sich von den Bildern keineswegs abschrecken und griff zum billigen Fleisch. Dabei gab es eine riesige Auswahl von Kommentaren, darunter: “Ist mir egal woher es kommt, Hauptsache es schmeckt” oder “tot ist tot, da gibt es keinen Unterschied” und “Hauptsache es ist nicht teuer.”
Es gab aber auch positives Feedback, und immerhin gab es auch viele Menschen, die zum teuren Fleisch griffen. Viele machten das, um ihr Gewissen rein zu halten, andere machten es auch aus tiefer Überzeugung. “Es geht um die Seele und das was damit transportiert wird.” Dieser Kommentar ist meiner Meinung nach ein bisschen zu brutal, aber zum Glück gibt es Menschen, die wenigstens eine gute Initiative zeigen.
Über dieses Experiment gibt es noch hinzuzufügen, dass der Stand in ausgewählten Bezirken Berlins durchgeführt wurde, und zwar in einem mit einer höheren Anzahl an Arbeitslosen und Sozialhilfeempängern, und in einem Bezirk mit wenig Arbeitslosen und höherem Durchschnittseinkommen. Der Preis spielte bei der Auswahl der Verpackungen ebenfalls eine wesentlichen Rolle, jedoch gab es auch Menschen beider Gruppen, die trotz niedrigen Einkommens teures Fleisch kauften und umgekehrt.
Überraschung im Vergleichstest- das Gewissen entscheidet über den Geschmack
Interessant wurde das Experiment beim direkten Vergleich. Auf einer Theke wurden zwei Portionen Fleisch angeboten, jeweils aus freier Tierhaltung und aus der Massenproduktion. Was die Versuchspersonen jedoch nicht wussten: das Fleisch beider Portionen stammt aus einem geprüften Freilandbetrieb höchster Qualität. Erstaunlicherweise befanden alle Versuchspersonen das Fleisch auf dem Teller der Freilandhaltung für besser. Das ist ein guter Beweis dafür, dass das reine Gewissen hier über den Geschmack entscheidet.
Was nach dieser Sendung bleibt ist die Meinung über die Etiketten der Fleischverpackungen. Die Idee ist überaus interessant und sollte ein Projekt für die Zukunft werden. Wen schon auf Zigarettenpackungen Schockbilder abgebildet sind, warum sollte es dann nicht auch bei tierischen Lebensmitteln solche bilder geben? Der große Unterschied dabei ist: ein Raucher kann selber entscheiden, ob er seiner Gesundheit mit dem Rauchen schaden will. Tiere haben allerdings keine Wahl, es ist ihr trauriges Schicksal. Die Bilder helfen bei der Aufklärung, und machen den Menschen die Zustände bewusst, denn: viele Menschen denken einfach nicht daran, wie die Tiere gehalten werden, Fleisch ist zu selbstverständlich! Und bei den Dumpingpreisen der Discounter, wo das Fleisch wirklich 1-2 Euro kostet, ist es kaum vorstellbar, dass das Tier gerecht gehalten wurde.
Die meisten Bilder auf den Verpackungen von tierischen Lebensmitteln sind außerdem eine Verbrauchertäuschung. Man sieht Kühe und Hühner auf satten grünen Wiesen, dabei haben die meisten dieser Tiere nicht ein einziges Mal in ihrem Leben den Stall verlassen. Hier muss die Politik härter durchgreifen, anstatt die Länge und Krümmung von Bananen und Salatgurken zu regeln.